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Sonntag 10.10.
Kalter, morgendlicher Wind peitscht denen ins Gesicht, die morgens frisches Baguette
aus der Dorfbäckerei holen, doch auch andere verschlafene SchülerInnen tauchen aus den
Wohnmobilen auf, atmen verschlafen die klare Luft und bekommen Lust auf Frühstück.
Den Frühstückstisch decken, das bedeutet Isomatten,
Campingstühle und Kisten auf dem Steinboden kreisförmig um französische Spezialitäten
zu arrangieren.
Munter und gestärkt fahren wir nun flussaufwärts um zum Startpunkt unserer
heutigen Paddeltour zu gelangen. Gefühle von Vorfreude, Aufregung und Angst mischen sich,
als wir - noch vom Land aus - streckenweise sehen können was uns erwartet: Stromschnellen,
Schwälle, und tiefhängende Äste wirkten alles andere als harmlos auf uns
"wasserscheue Stadtkinder".
Angekommen an der Ablegestelle laden wir die Boote vom Anhänger ab und zwängen uns in
Neoprenanzüge, da ja fließende Gewässer im Oktober nicht mehr wirklich das sind, was
man als "warm" bezeichnen würde: Neun Grad Celsius zeigt das Thermometer bevor
es von der Strömung beinahe mitgerissen wird. Schwimmwesten dürfen wir
natürlich ebenso wenig vergessen wie Neoprensocken oder -schuhe. Dann geht es los! Die
Kajakfahrer gelangen über eine Rutsche ins Wasser, die Kanadierteams müssen direkt
einsteigen. Nach kurzer Zeit sind wir alle auf dem Wasser. Ingo und Peter geben uns noch
einige Hinweise, wie man z.B. Stellen mit stärkerer Strömung am besten meistert. Wir
gewöhnen uns schnell an die anfangs sehr wackelige Angelegenheit "Paddeln" und
finden die ideale Gleichgewichtsverteilung heraus, oder wie man am effektivsten lenkt.
Noch sind wir wirklich zufrieden und ausgelassen und bemerken, daß so manche Dinge vom
Wasser aus betrachtet viel schöner sein können als durchs Autofenster oder im Fernsehen.
Als das Wasser jedoch immer schneller fließt und wir hinter einer Biegung ein lautes
Rauschen hören, da wissten wir das es an der Zeit ist, Stromschnellen bzw. Wehre zu
überwinden.
An solchen Stellen können einige von uns erste
Kentererfahrungen sammeln. Der unfreiwillige Kontakt mit aufbrausendem, eiskalten Wasser
ist natürlich keine angenehme Begegnung. Aber die Tatsache, daß man trotz anfänglichem
Schock das Ufer erreichen kann, und noch fähig ist zu lachen, macht das Kentern an sich
weniger schlimm. Außerdem lernen wir so noch mehr über die Mentalität der Franzosen:
sie sind wirklich begeisterungsfähige Leute und zu dem auch noch schaulustig veranlagt.
Das bedeutet, daß sie sich über das Leid gekenterter Schüler durchaus erfreuen können
und ihr Gefallen daran in Form von lautem Gerede und Gelächter von einer
"trockenen" Brücke aus ohne Skrupel zeigen. Nach ca. 2 ½ Stunden erreichen wir
, mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen versehen, unsere Anlegestelle. Noch nicht
so tief wie es am Ende der Studienfahrt sein sollte, aber dennoch beeindruckt von der
Nichtigkeit des Menschen im brausenden Gewässer stehen wir schließlich am Ufer, ziehen
die Boote aufs Land und warten auf Ingo und Herrn Lepke, die die Wohnmobile holen.
Einige von uns verpassen dieser ersten Paddeltour einen letzten
Schliff, indem sie ein freiwilliges Bad im Fluß wagen und feststellen, wie schön und
erfrischend so was sein kann. Die Freude über warme und vor allem trockene Klamotten ist
trotzdem groß, und wir beginnen schließlich, die Boote aufzuladen. Danach fahren wir
zurück zum Campingplatz. Nach dem Abendessen verschwinden wir alle recht schnell in den
Betten, wo sich die Anstrengungen des Tages durch einen tiefen und festen Schlaf bemerkbar
machen.
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